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Sitzt der Sitz?
Ergonomische Gestaltung von Sitzarbeitsplätzen in der Produktion
von Dr. Ursula Meissner | aus Akzente 04/2004
Für alle Arbeitsstühle im Betrieb gilt: Sie sollen ergonomisch günstig sein. Denn wer richtig sitzt, kann besser arbeiten und vermeidet arbeitsbedingte Erkrankungen. An Büroarbeitsplätzen ist der ergonomische Arbeitsstuhl schon lange eine Selbstverständlichkeit, nicht so in Produktion und Verpackung. Dort findet manimmer wieder für den Arbeitsplatz ungeeignete Stühle. Und manchmal mangelt es dem Arbeitsplatz insgesamt an den richtigen Maßen.
Ein Arbeitsstuhl sollte standsicher, höhenverstellbar, gepolstert und gegebenenfalls hygienisch zu reinigen sein. Außerdem sollte ein Arbeitsstuhl eine verstellbare Rückenlehne haben. Die Vorderkante der Sitzfläche sollte abgerundet sein. Zwischen der Vorderkante der Sitzfläche und den Kniekehlen müssen noch einige Zentimeter Platz bleiben, sodass die Durchblutung der Beine nicht behindert wird. Die verstellbaren Teile des Arbeitsstuhls - also Rückenlehne und Sitz - sollten leicht zu verstellen sein, insbesondere dann, wenn der Stuhl von mehreren Mitarbeitern im Wechsel benutzt wird. Die gewünschte bzw. ergonomisch richtige Sitzhöhe sollte sich mit einem Handgriff einstellen lassen.
Höhenverhältnisse
Genauso wichtig wie die Beschaffenheit des Arbeitsstuhls sind die räumlichen Abmessungen des Arbeitsplatzes, an dem der Stuhl benutzt wird. Hier müssen Sitzhöhe und Arbeitshöhe zueinander passen. Die Arbeitshöhe ist die Höhe, auf der sich die zu bearbeitenden Gegenstände befinden. Sie hängt also von der Höhe des Tisches oder Bandes ab und von der Größe der Gegenstände, die bewegt oder beobachtet werden müssen. Arbeitshöhe und Tischhöhe sind identisch, wenn die Gegenstände klein sind und die Hände direkt auf Tischhöhe bewegt werden. Bewegen sich die Hände dagegen oberhalb der Tischfläche, dann liegt die Arbeitshöhe dort, wo sich die Hände bewegen.
Wie hoch sollte nun die Arbeitshöhe sein? Bei leichteren Arbeiten einige Zentimeter unterhalb der Ellbogenhöhe. Die Ellbogenhöhe wird ermittelt, indem man bei hängendem Oberarm den Unterarm im rechten Winkel hält. Dann wird der Abstand zwischen Fußboden und Ellbogen gemessen. Ist die Arbeitshöhe zu niedrig, muss man sich über den Arbeitstisch beugen. Und das kann zu schmerzhaften Ermüdungserscheinungen in der Nacken- und Rückenmuskulatur führen. Eine zu hohe Arbeitshöhe kann die Armmuskulatur stark belasten. Bei sehr feinen Arbeiten (kurzer Sehabstand) sollte die Arbeitshöhe etwas höher als die Ellbogenhöhe sein, bei schwereren Arbeiten, bei denen die Oberarmmuskulatur eingesetzt wird, deutlich niedriger.
Normen DIN 33406 Arbeitsplatzmaße im Produktionsbereich; Begriffe, Arbeitsplatztypen, Arbeitsplatzmaße
DIN 33402-2 Körpermaße des Menschen; Werte
DIN EN 547-3 Sicherheit von Maschinen - Körpermaße des Menschen - Teil 3: Körpermaßdaten Freiräume
Ein wichtiger Faktor ist auch die Tischunterkante, unter der die Knie Platz finden müssen. Bei kleineren Menschen ist das kein Problem, bei großen möglicherweise schon. Die logische Folgerung: Der größte Mitarbeiter ist der Maßstab. Abmessungen, bei denen der Körper oder Körperteile darin oder darunter Platz finden müssen, bezeichnet man als innere Maße. Diese sollten immer nach dem (fiktiv) größten Benutzer ausgelegt werden.
Wie groß sollte nun der Abstand zwischen der Sitzfläche des Stuhls und der Unterkante des Tisches sein, damit die Oberschenkel genügend Freiraum haben? Die DIN 33406 gibt hier für das 95. Perzentil 195 Millimeter an; das bedeutet, dass 95 % der Bevölkerung ihre Beine bequem unter dem Tisch positionieren können. Die Tiefe des Fuß- und Beinfreiraums sollte 550 Millimeter betragen. Bei der Festlegung sind die Oberschenkel- und die Fußlänge maßgeblich.
Nun ist mit einem geeigneten Arbeitsstuhl die Arbeitshöhe angepasst und für ausreichend Platz für die Beine unter dem Tisch gesorgt. Was aber, wenn jetzt die Füße nicht mehr bis zum Fußboden reichen? Dann sucht der Mensch sich unbewusst etwas, worauf er die Füße abstellen kann, z.B. das Stützkreuz des Stuhls. Das allerdings ist keine gute Lösung, denn der Winkel zwischen Ober- und Unterschenkel wird hierbei kleiner als 90 Grad. Dadurch wird die Durchblutung in den Beinen behindert. Gut geeignet für das Abstellen der Füße sind Fußstützen. Sie sollten höhenverstellbar sein und eine geneigte Fläche zum Abstellen der ganzen Fußsohlen haben.
Zum Greifen nah
Stimmen muss auch der so genannte Greifraum auf dem Arbeitstisch. Der Greifraum ist der Bereich, innerhalb dessen sich die zu bewegenden Gegenstände befinden, also z.B. Waren oder Kartons. Bei der Festlegung des Greifraums ist der kleinste Mitarbeiter das Maß (5. Perzentil). Danach sollten häufig zu fassende Gegenstände nicht weiter als 400 Millimeter von dem Mitarbeiter entfernt ergriffen werden müssen. Das Maß von 400 Millimetern gilt sowohl für die horizontale als auch die vertikale Entfernung (jeweils gemessen von der Tischvorderkante).
Nicht zu vernachlässigen: Ein Arbeitsplatz muss genügend Bewegungsraum aufweisen. Nach Arbeitsstättenverordnung muss die freie Bewegungsfläche mindestens 1,5 m2 betragen. Übrigens: wenn es die Tätigkeit zulässt, sollte man auch auf dem besten Stuhl nicht stundenlang sitzen bleiben. Zu empfehlen ist ein Wechsel zwischen Sitzen und Stehen. Das verhindert, dass die Wirbelsäule einseitig belastet wird. Außerdem bleibt der Kreislauf in Schwung.
Die Maße aus den zitierten DIN- bzw. EN-Normen sind zum Teil enthalten in: »Kleine ergonomische Datensammlung«
Zu beziehen:
tüv-Verlag GmbH
Fon 0221 806-3535
Fax 0221 806-3510
www.tuev-buch.de
von Dr. Ursula Meissner | aus Akzente 04/2004

Für alle Arbeitsstühle im Betrieb gilt: Sie sollen ergonomisch günstig sein. Denn wer richtig sitzt, kann besser arbeiten und vermeidet arbeitsbedingte Erkrankungen. An Büroarbeitsplätzen ist der ergonomische Arbeitsstuhl schon lange eine Selbstverständlichkeit, nicht so in Produktion und Verpackung. Dort findet manimmer wieder für den Arbeitsplatz ungeeignete Stühle. Und manchmal mangelt es dem Arbeitsplatz insgesamt an den richtigen Maßen.
Ein Arbeitsstuhl sollte standsicher, höhenverstellbar, gepolstert und gegebenenfalls hygienisch zu reinigen sein. Außerdem sollte ein Arbeitsstuhl eine verstellbare Rückenlehne haben. Die Vorderkante der Sitzfläche sollte abgerundet sein. Zwischen der Vorderkante der Sitzfläche und den Kniekehlen müssen noch einige Zentimeter Platz bleiben, sodass die Durchblutung der Beine nicht behindert wird. Die verstellbaren Teile des Arbeitsstuhls - also Rückenlehne und Sitz - sollten leicht zu verstellen sein, insbesondere dann, wenn der Stuhl von mehreren Mitarbeitern im Wechsel benutzt wird. Die gewünschte bzw. ergonomisch richtige Sitzhöhe sollte sich mit einem Handgriff einstellen lassen.
Höhenverhältnisse
Genauso wichtig wie die Beschaffenheit des Arbeitsstuhls sind die räumlichen Abmessungen des Arbeitsplatzes, an dem der Stuhl benutzt wird. Hier müssen Sitzhöhe und Arbeitshöhe zueinander passen. Die Arbeitshöhe ist die Höhe, auf der sich die zu bearbeitenden Gegenstände befinden. Sie hängt also von der Höhe des Tisches oder Bandes ab und von der Größe der Gegenstände, die bewegt oder beobachtet werden müssen. Arbeitshöhe und Tischhöhe sind identisch, wenn die Gegenstände klein sind und die Hände direkt auf Tischhöhe bewegt werden. Bewegen sich die Hände dagegen oberhalb der Tischfläche, dann liegt die Arbeitshöhe dort, wo sich die Hände bewegen.
Wie hoch sollte nun die Arbeitshöhe sein? Bei leichteren Arbeiten einige Zentimeter unterhalb der Ellbogenhöhe. Die Ellbogenhöhe wird ermittelt, indem man bei hängendem Oberarm den Unterarm im rechten Winkel hält. Dann wird der Abstand zwischen Fußboden und Ellbogen gemessen. Ist die Arbeitshöhe zu niedrig, muss man sich über den Arbeitstisch beugen. Und das kann zu schmerzhaften Ermüdungserscheinungen in der Nacken- und Rückenmuskulatur führen. Eine zu hohe Arbeitshöhe kann die Armmuskulatur stark belasten. Bei sehr feinen Arbeiten (kurzer Sehabstand) sollte die Arbeitshöhe etwas höher als die Ellbogenhöhe sein, bei schwereren Arbeiten, bei denen die Oberarmmuskulatur eingesetzt wird, deutlich niedriger.
Normen DIN 33406 Arbeitsplatzmaße im Produktionsbereich; Begriffe, Arbeitsplatztypen, Arbeitsplatzmaße
DIN 33402-2 Körpermaße des Menschen; Werte
DIN EN 547-3 Sicherheit von Maschinen - Körpermaße des Menschen - Teil 3: Körpermaßdaten Freiräume
Ein wichtiger Faktor ist auch die Tischunterkante, unter der die Knie Platz finden müssen. Bei kleineren Menschen ist das kein Problem, bei großen möglicherweise schon. Die logische Folgerung: Der größte Mitarbeiter ist der Maßstab. Abmessungen, bei denen der Körper oder Körperteile darin oder darunter Platz finden müssen, bezeichnet man als innere Maße. Diese sollten immer nach dem (fiktiv) größten Benutzer ausgelegt werden.
Wie groß sollte nun der Abstand zwischen der Sitzfläche des Stuhls und der Unterkante des Tisches sein, damit die Oberschenkel genügend Freiraum haben? Die DIN 33406 gibt hier für das 95. Perzentil 195 Millimeter an; das bedeutet, dass 95 % der Bevölkerung ihre Beine bequem unter dem Tisch positionieren können. Die Tiefe des Fuß- und Beinfreiraums sollte 550 Millimeter betragen. Bei der Festlegung sind die Oberschenkel- und die Fußlänge maßgeblich.
Nun ist mit einem geeigneten Arbeitsstuhl die Arbeitshöhe angepasst und für ausreichend Platz für die Beine unter dem Tisch gesorgt. Was aber, wenn jetzt die Füße nicht mehr bis zum Fußboden reichen? Dann sucht der Mensch sich unbewusst etwas, worauf er die Füße abstellen kann, z.B. das Stützkreuz des Stuhls. Das allerdings ist keine gute Lösung, denn der Winkel zwischen Ober- und Unterschenkel wird hierbei kleiner als 90 Grad. Dadurch wird die Durchblutung in den Beinen behindert. Gut geeignet für das Abstellen der Füße sind Fußstützen. Sie sollten höhenverstellbar sein und eine geneigte Fläche zum Abstellen der ganzen Fußsohlen haben.
WIR WICHTIGSTEN WERTE | ||
Abstand Sitzfläche/Tischunterkante Tiefe des Fuß- und Beinfreiraums Max. Abstand zu bearbeitenden Gegenständen (vertikal und horizontal) | 195 550 400 1,5 | mm mm mm m² |
Arbeitshöhe = Tischhöhe + Werkstückhöhe |
Zum Greifen nah
Stimmen muss auch der so genannte Greifraum auf dem Arbeitstisch. Der Greifraum ist der Bereich, innerhalb dessen sich die zu bewegenden Gegenstände befinden, also z.B. Waren oder Kartons. Bei der Festlegung des Greifraums ist der kleinste Mitarbeiter das Maß (5. Perzentil). Danach sollten häufig zu fassende Gegenstände nicht weiter als 400 Millimeter von dem Mitarbeiter entfernt ergriffen werden müssen. Das Maß von 400 Millimetern gilt sowohl für die horizontale als auch die vertikale Entfernung (jeweils gemessen von der Tischvorderkante).
Nicht zu vernachlässigen: Ein Arbeitsplatz muss genügend Bewegungsraum aufweisen. Nach Arbeitsstättenverordnung muss die freie Bewegungsfläche mindestens 1,5 m2 betragen. Übrigens: wenn es die Tätigkeit zulässt, sollte man auch auf dem besten Stuhl nicht stundenlang sitzen bleiben. Zu empfehlen ist ein Wechsel zwischen Sitzen und Stehen. Das verhindert, dass die Wirbelsäule einseitig belastet wird. Außerdem bleibt der Kreislauf in Schwung.
Die Maße aus den zitierten DIN- bzw. EN-Normen sind zum Teil enthalten in: »Kleine ergonomische Datensammlung«
Zu beziehen:
tüv-Verlag GmbH
Fon 0221 806-3535
Fax 0221 806-3510
www.tuev-buch.de
Seiten-ID: 8590.18290.1
Letzte Änderung: 04.10.2007